Brauchtum an Lichtmess


Der 2. Februar – Lichtmess genannt – war früher einer der höchsten Feiertage im bäuerlichen Jahreslauf. Die Hohenloher Bauersfrau Ursula Dollinger aus dem Dorf Gaugshausen war lange Jahre bei den Landfrauen aktiv und ist heute Botschafterin der Informationskampagne rund um Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. (EU-geschützte geografische Angabe). Sie kennt die Überlieferungen.

 

Am 40. Tag nach Weihnachten, dem 2. Februar, begann früher das Bauernjahr. Jetzt konnte je nach Wetter die Feldarbeit wieder aufgenommen werden. „Vor allem für die Knechte und Mägde war Lichtmess ein hoher Feiertag“, erzählt Ursula Dollinger, 66. An Lichtmess endete nämlich das so genannte Knechtsjahr. Die Angestellten bekamen den Rest ihres Jahreslohns ausbezahlt und konnten – oder mussten – sich eine neue Dienststelle suchen. Verlängerte der alte Dienstherr das Arbeitsverhältnis, besiegelten Herr und Knecht oder Magd den Vertrag mit einem Handschlag.

 

Der niederbayerische Heimatforscher Richard Stadler hat sich ebenfalls mit dem Brauchtum rund um Lichtmess beschäftigt. Er schreibt: „An den Eingestellten oder Wiedereingestellten (Gebliebenen) wurde vom Bauern ein Haftgeld im Voraus gezahlt. Das galt als Bestätigung für die Gültigkeit der Abmachung. Der überwiegende Teil der Knechte und Mägde wurde auf dem alljährlichen Viehmarkt im Januar ,gedungen’, das gebräuchliche Wort für das Einstellen.“ In Schwäbisch Hall wurden die neuen Anstellungen auf dem so genannten Säumarkt oder später in Wirtshäusern ausgehandelt. Der Wallhäuser Geschichtsschreiber Otto Ströbel berichtet in seinem Buch „Feste und Bräuche der Hohenloher“, dass es an diesem Feiertag Fettgebackenes zu essen gab. Verbreitet war der Brauch, dem Gesinde zu Lichtmess ein Paar Schuhe als Lohn zu geben. „Bei manchen Dienstherren bekamen die Angestellten auch neue Hosen oder Schürzen“, erzählt Landfrau Dollinger, „und zur Feier des Tages gab es mancherorts sogar ein Bier.“

 

Auch an alten Bauernregeln ist die Bedeutung dieses Tages abzulesen: „Ist’s an Lichtmess hell und rein, wird ein langer Winter sein. Wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“ oder „Ist’s zu Lichtmess klar und hell, kommt der Frühling nicht so schnell“. Erfahrungswerte, die über Jahrhunderte gesammelt wurden. Dazu sagt Ursula Dollinger: „Da ist auch viel Wahres dabei.“

 

In diesem Jahr lassen die Hohenloher Bauern, die sich in der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall zusammengeschlossen haben, den alten Brauch wieder aufleben. „An Lichtmess wurde traditionell Bilanz gezogen“, erklärt Gründer Rudolf Bühler die Motive, den ersten Hohenloher Bauerntag auszurufen. Und so sieht die Bilanz aus: „Hohenloher Bauern haben Zukunft“! Unter diesem Motto sind Bauern und Bürger eingeladen, gemeinsam in Wolpertshausen zu feiern.


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