Der Umsteller


Dreharbeiten auf dem Hof Lober in Rückertsbronn, einem kleinen Bauerndorf im Hohenlohischen: Rudolf Bühler, Retter des Schwäbisch-Hällischen Landschweins, besucht mit dem Berliner Filmemacher Carsten Krüger und seinem Team ein neues Mitglied der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH). Dietmar Lober ist überzeugter Bio-Landwirt und frisch gebackener Herdbuchzüchter der Schwäbisch-Hällischen (siehe Blog: Serie 2 – Das Herdbuch).

 

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Noch leben in den Ställen 47 weiße und schwarz-weiße Sauen mit ihren Ferkeln  friedlich Seit’ an Seit’. Vor eineinhalb Jahren hat der Bauer die erste Schwäbisch-Hällische Muttersau gekauft, doch so eine Umstellung braucht Zeit. Und Lober macht alles selbst: Das Holz zwischen den Buchten der Sauen stammt aus dem eigenen Wald, die Streben hat er selbst geschweißt. „Nur Verzinken muss ich sie noch lassen“, sagt der schlaksige Mann und grinst. Am liebsten würde er das wohl auch selbst erledigen.

 

Lobers Hof ist EU-bio-zertifiziert. Den Journalisten erklärt er, was das bedeutet: Die Muttersauen sind nicht fixiert und haben viel mehr Platz als ihre konventionell gehaltenen Artgenossen. Stroheinstreu und Auslauf ins Freie – bei den Schwäbisch-Hällischen ohnehin Pflicht (siehe: Erzeugerrichtlinien) – sind selbstverständlich. Dass die Ringelschwänze dran bleiben ebenso. Flink klettert der 47-Jährige in den Auslauf und schnappt sich ein Ferkel zur Demonstration vor der Kamera. Gegen das in der konventionellen Haltung gefürchtete Schwanzbeißen setzt der Bio-Bauer auf Auslauf, Beschäftigungsangebote  wie Stroh und bestes Futter. Mit einer Heugabel wirft Lober frischen Klee in den Auslauf, den sich die Kleinen sofort schmecken lassen: „Grünfutter ist in der Demeter-Haltung vorgeschrieben“, erklärt er, „das machen wir sowieso schon lange.“

 

Im Grunde habe er sich schon vor Jahrzehnten für biologische Landwirtschaft entschieden, erzählt Lober den Journalisten. „Das ist genau der richtige Weg“, bestärkt ihn Rudolf Bühler, selbst Bio-Landwirt. Die Erträge sind zwar geringer als in  konventionellen Betrieben, doch der höhere Preis – rund 40 Euro erzielt ein Bauer für ein konventionelles Ferkel, zwischen 115 und 120 Euro für ein Bio-Ferkel – sowie die garantierte Abnahme durch die BESH machen den Aufwand wett.

 

„Möglichst viel Freiheit für meine Tiere“, das ist Dietmar Lober wichtig. Auch darin ist er mit Rudolf Bühler einig, der sagt: „Wir wollen, dass die Schweine ein anständiges Leben haben.“ Aber wie wird sich die Landwirtschaft entwickeln? Auf die Frage der Journalisten antwortet Bühler: „Ich bin überzeugt, dass wir eine Agrarwende brauchen – hin zu einer Landwirtschaft, die die Natur bewahrt und nicht ausbeutet.“ Dazu nickt Lober nur zustimmend. Mit Handschlag verabschieden sich die beiden Bio-Bauern. Der ist nicht für die Kamera gedacht, der kommt von Herzen.


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