Ferkelsegen im Schaustall


Eine Geburt ist ein besonderes Erlebnis. Das ist auch bei Schwäbisch-Hällischen Schweinen so. Herdbuchsau Hennie hat jetzt im Schaustall im Hohenloher Freilandmuseum Schwäbisch Hall-Wackershofen 15 stramme Ferkel geworfen – wir waren dabei.

 

Hennie hat sich auf die Seite ins Stroh gelegt. Das Zucken an ihrer Flanke kündigt an, dass gleich etwas passieren wird. Dann ist es soweit: Die mächtige Sau katapultiert ein kleines Lebewesen in die Welt. Kopfüber, mit enganliegenden Schlappohren plumpst das Kleine ins Stroh. Mit geübtem Griff schnappt sich Landwirt Martin Schneider den Zwerg und reibt den kleinen Körper tüchtig mit dem Nistmaterial ab. „Damit die Fruchthülle weggeht und das Ferkel besser atmen kann“, erklärt er, „und so bringe ich auch den Kreislauf in Schwung.“

 

Filmclip Ferkelgeburt 

 

Die Maßnahme zeigt sofort Wirkung: Das Mohrenköpfle beginnt zu quieken und zu strampeln. Dann tastet sich der noch blinde Zwerg instinktiv auf der Suche nach den Zitzen am Körper der Sau entlang nach vorne. Die Nabelschnur schränkt anfangs die Bewegungsfreiheit ein und sorgt dafür, dass er sich nicht zu weit vom Muttertier entfernt.

 

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Endlich hat das Ferkel die überlebenswichtige Quelle erreicht. Innerhalb der ersten Stunden ihres Lebens müssen die Kleinen nämlich die so genannte Biest- oder Kolostralmilch bekommen, die sie mit Abwehrstoffen versorgt. Da sich das Immunsystem bei den Neugeborenen erst aufbauen muss, sind sie auf den mütterlichen Schutz angewiesen.

 

Der Geburtsvorgang einer Zuchtsau erstreckt sich über zwei bis vier Stunden; zwischen zehn und 30 Minuten beträgt der Abstand von einem Ferkel zum nächsten. Hennie meistert ihre Aufgabe mit Bravour – es ist ja auch ihr vierter Wurf: Nach vier Stunden saugen 15 hungrige Mohrenköpfle gierig an den Zitzen. Marina Bühler, die den Stall betreut und den Geburtsvorgang begleitet hat, ist mit ihrem Schützling hoch zufrieden. „Sie war völlig ruhig und gelassen“, sagt sie, „die Ferkel haben alle in etwa die gleiche Größe.“ Das bietet die besten Startmöglichkeiten ins Leben.

 

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Für Hennie beginnt jetzt freilich eine anstrengende Zeit. Verteilt über den gesamten Tag saugen die Ferkel etwa 25- bis 30-mal – ein körperlicher Stress für das Muttertier, das in dieser Phase ordentlich Gewicht und Speck verliert. Schwäbisch-Hällische Sauen sind jedoch vorbildliche Mütter, die sich um ihren Nachwuchs kümmern – eine Eigenschaft, die bereits in den alten Aufzeichnungen über die Landrasse gerühmt wird.

 

Viele große und vor allem die kleinen Zaungäste im Freilandmuseum recken sich am Auslauf des Stalls neugierig die Hälse, um das Geschehen im Innern zu verfolgen. Von nun an können sie das Aufwachsen der Mohrenköpfle im Schaustall verfolgen. Noch ein Tipp: Sollten die Kleinen nicht trinken oder im Stroh herumtoben, haben sie sich ins Ferkelnest unters Rotlicht zurückgezogen. Die Tiere sind nämlich vor allem in den ersten Lebenstagen sehr wärmebedürftig. Dank einer Plexiglasscheibe haben Besucher aber jederzeit Einblick.

 

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