Land-Grabbing, Höfesterben, Nachwuchsmangel: Die Landwirtschaft befindet sich in der Krise. Auf der Suche nach Bewegungen, die Hoffnung auf Veränderung in der Lebensmittelerzeugung machen, ist die Slow Food Akademie in Hohenlohe fündig geworden.

 

Stefanie, 18, die Jüngste der 23 Teilnehmer der Slow Food Akademie, ist im ersten Lehrjahr zur Köchin. Hat sie diese „Herausforderung“, wie sie sagt, geschafft, will sie einen Abschluss als Hotelfachfrau und Betriebswirtin machen. Ihren Berufswunsch hat die Familie maßgeblich geprägt: Die Großeltern besaßen früher eine Schlachterei, die Eltern führen ein Hotel. Stefanie liegen gute Lebensmittel einfach am Herzen, sagt sie: „Leider interessieren sich in meinem Alter immer weniger für das Thema.“ 

 

Grundlage dafür ist freilich das Wissen, was gute Lebensmittel eigentlich ausmacht. Bei sieben Themenwochenenden bekommen die Teilnehmer der Slow Food Akademie die wichtigsten Informationen vermittelt. Zum Thema Fleisch haben die jungen Leute – Auszubildende, Berufstätige und Studenten aus den Bereichen Gastronomie und Lebensmittelproduktion – kürzlich die Hohenloher Bauern besucht.

 

Die heute gängigen Hybridrassen in der Nutztierhaltung gehen mit dem Verlust von biologischer und kultureller Vielfalt einher. „Wir müssen Naturschutz vom Teller her denken“, forderte daher Michael Baier von der Heinz Sielmann Stiftung, die die Akademie unterstützt. Am Beispiel des Schwäbisch-Hällischen Landschweins lernten die Teilnehmer den Prozess vom Aufwachsen des Tieres bis zum Endprodukt auf dem Teller kennen. Und das aus erster Hand, denn sie diskutierten mit den Landwirten, die sich dem Erhalt der schützenswerten alten Landrasse verschrieben haben, und besichtigten den Schlachthof der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft in Schwäbisch Hall.

 

Die räumliche Nähe zwischen Schlachthof und Wurstherstellung erlaubt den Verzicht auf Zusatzstoffe, Chemie und Geschmacksverstärker. Noch schlachtwarm wird das frische Fleisch lediglich mit frisch gemahlenen Naturgewürzen zu feinen Würsten verarbeitet. Nach dem Kuttern durfte, wer wollte, selbst Hand anlegen und wursten. „Gar nicht so einfach“, waren sich Stefanie und ihre Kollegen einig. Dank der Hilfe von Metzgermeister Stefan Noller gelang es dann doch, die langen Schlangen zu formen. 

 

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Ihre ersten eigenen Würste haben die Absolventen der Slow Food Akademie am Abend frisch vom Grill weg verspeist – zumindest die, die wie Stefanie Fleisch essen. Was hat sie in Hohenlohe gelernt? „Ich habe Respekt vor der Arbeit der Bauern“, sagt die 18-Jährige, „allerhöchsten Respekt.“ Die Wertschätzung der Verbraucher, die damit die Qualität und nicht den Preis als ausschlaggebendes Kriterium bei Lebensmitteln betrachten, ist die Basis für Veränderungen. Der zukünftigen Köchin Stefanie gibt die Akademie auf jeden Fall Rüstzeug für ihren Beruf: „Mein Traum ist, jungen Menschen nahezubringen, wie toll gutes Essen ist!“

 

slowfoodyouth.de