Dietmar Lober, seine Frau Almut und die Kinder Jakob und Lucia leben in dem 1810 erbauten Bauernhaus der Familie in Hohenlohe. Der 49-Jährige ist Schweinebauer, und zwar ein besonderer. Denn Dietmar Lober züchtet Schwäbisch-Hällische. Und er züchtet Bio-Ferkel – und ist damit noch immer eine Ausnahme. Die Folge: Bio-Schweinefleisch ist Mangelware in Deutschland.

 

Jährlich werden hierzulande über 58 Millionen Schweine geschlachtet, nur etwa 250 000 davon stammen von Bio-Höfen. Knapp 21 000 Tonnen Schweinefleisch sind 2014 ökologisch erzeugt worden. Der Anteil von Bio-Schweinefleisch an der gesamten Fleischproduktion in Deutschland liegt bei rund 0,4 Prozent. Die Zahlen, die jetzt in Nürnberg auf der Biofach, der Weltleitmesse für Bio-Erzeugnisse, vorgestellt wurden, belegen: Die Nachfrage im ohnehin boomenden Bio-Markt – dem größten europaweit - übersteigt das Angebot bei weitem. Es ist paradox: Während viele Schweinebauern aufgeben, muss in Deutschland die Nachfrage an ökologisch erzeugtem Schweinefleisch durch Importe gedeckt werden.

 

Bio-Schweinehaltung, die im Stall plus Auslauf oder im Freiland stattfindet, verlangt von den Tierhaltern die Einhaltung strenger gesetzlicher Vorgaben und ein gutes Betriebsmanagement. Durch ausreichend Platz, Stroh im Stall und Auslauf, auf dem die Schweine ihren Bewegungsdrang ausleben, wo sie wühlen, Sonne, Wind und Gerüche spüren, leben Bio-Schweine ihre artspezifischen Bedürfnisse aus. Die artgerechte Haltung ist – zusammen mit der Fütterung mit ökologisch erzeugtem und gentechnikfreiem Futter – die Grundbedingung für die Erzeugung von Bio-Fleisch. Auch die Auswahl der geeigneten Rasse ist entscheidend:
Die alte Landrasse der Schwäbisch-Hällischen ist so robust wie vital und daher besonders gut für Bio-Haltung geeignet. „Sie sind einfach gemütlich“, sagt Dietmar Lober, „das gefällt mir.“

 

Der hohe Aufwand, den Bauern auf ökologisch bewirtschafteten Höfen mit Schwäbisch-Hällischen Schweinen treiben, wird angemessen honoriert. Für ein 25 Kilogramm schweres konventionelles Ferkel bekommt ein Landwirt derzeit 41,40 Euro; ein Schwäbisch-Hällisches Ferkel erzielt bereits 60,40 Euro; ein Ferkel von Dietmar Lober ist 130 Euro wert. Bio lohnt sich auch für die Mäster. 1,31 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht erzielt ein konventioneller Bauer derzeit für ein Mastschwein – zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben. Für ein Kilogramm Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch, das unter dem EU-Siegel „geschützte geografische Angabe“ vermarktet werden darf, bekommt ein Landwirt 1,70 Euro; ist das Tier ökologisch gehalten worden, sogar fast das Dreifache, nämlich 3,80 Euro.

 

Es lohnt sich für Landwirte also, wie Dietmar Lober auf Bio zu setzen. Der ist von seiner Art der Schweinehaltung ohnehin vollkommen überzeugt – „sonst würde ich aufhören“.