Der Jungbauer


Viele Bauern geben auf, weil ihre Söhne oder Töchter den Hof nicht übernehmen wollen. Die Arbeit sei zu hart, sie lohne sich nicht. Das sagen viele. Nicht Michael Strecker. Der 26-Jährige ist Jungbauer, führt mit Vater Uwe (56) den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie bei Neuenstein (Hohenlohekreis) und wird hier einmal alleine das Sagen haben.

 

Nach dem Realschulabschluss war sich Michael Strecker wie viele junge Menschen noch unsicher. Fühlte er sich gezwungen, den Hof zu übernehmen? „Nein, meine Eltern hätten mich auch bei einer anderen Entscheidung unterstützt“, ist der sportliche junge Mann überzeugt. Nach der Ausbildung zum Landwirtschaftsmeister an der Akademie für Landbau in Kupferzell fühlte er sich aber sicher – und fit für den Beruf: „Ohne Meister ist es heutzutage schwierig, einen Hof zu führen.“ 

 

Die Arbeit in der Landwirtschaft ist anspruchsvoll und abwechslungsreich, das gefällt ihm. Die Streckers mästen Schwäbisch-Hällische Ferkel in einem 2007 erbauten so genannten Außenklimastall am Ortsrand. Den Tieren bekommt’s offensichtlich: In den mit Stroh eingestreuten Boxen ist es trocken und warm, im Auslauf können sie ihre Notdurft verrichten oder einfach nur in der Sonne liegen. „Wegen des Auslaufs haben wir mit dem Ausmisten weniger Arbeit“, erklärt Strecker, „und hier haben die Schweine vor allem alle Klimareize, das tut ihnen gut.“

 

Zweites Standbein des bäuerlichen Betriebs ist der Ackerbau. Weizen, Gerste und Körnermais werden an die Schweine verfüttert; Raps, Kartoffeln und Zuckerrüben verkauft. Die fünfgliedrige Fruchtfolge werde nicht nur staatlich gefördert, „sie ist vor allem sinnvoll“, erklärt der junge Landwirtschaftsmeister. Die Gülle dient als Dünger für die Äcker. Ärger gibt’s dabei kaum. „Die Leute stört mehr der Anblick als der Geruch selbst“, hat Michael Strecker festgestellt. Also fährt er die Brühe eher montags als vor dem Wochenende aus. Wobei das Wort Brühe dem Landwirtschaftsmeister nicht gefällt: „Das ist unser wichtigster Dünger, den wir so gut wie möglich nutzen.“ Da ist alles drin, was eine Pflanze braucht: Phosphor, Stickstoff, Kalium. Die Streckers setzen Schleppschläuche ein. Das hat zwei Vorteile: Die bodennahe Ausbringung verstärkt den Effekt und es riecht weniger.

 

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Der Jungbauer steht voll hinter der väterlichen Entscheidung, auf die regionale Landrasse  der Schwäbisch Hällischen zu setzen. Für die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall sprechen, so der 26-Jährige, die kurzen Transportwege zum Schlachthof – das besorgen Michael und Uwe Strecker selbst -, die regionale Ausrichtung und die ihrer Meinung nach beste Haltungsform: „Wir sind so nah dran an Bio wie möglich, setzen wenig Medikamente und wenig Spritzmittel ein.“

 

Dank der Arbeitsteilung innerhalb der Familie – auch Mutter Strecker hilft mit, wo es notwendig ist – bleibt Michael Strecker Zeit genügend für sein Hobby Fußballspielen, den Urlaub und die Freundin. Ob sie bereit wäre, Bäuerin zu werden? „Sie hat einen Job, der sie ausfüllt, und ich plane auch mit nichts anderem“, sagt der Jungbauer und nickt bekräftigend.

 

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Jetzt muss er aber los. Draußen, im Garten, sind die kläglichen Mäh-Rufe nicht mehr zu überhören. Eines der Kamerunschafe, die auf dem Hof als tierische Rasenmäher dienen, kann sein Lamm nicht versorgen. Drei mal täglich gibt Michael Strecker dem Kleinen derzeit  die Flasche. Ruckzuck ist sie leer. Und jetzt ist auch Ruhe.


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