Die Schweine sind los


Wie ein Lauffeuer verbreitet sich unter den tausenden Schaulustigen die Nachricht: „Die Schweine kommen!“ Die Menschen recken die Hälse, zücken ihre Kameras, ja, manche wagen sich sogar ganz nah ran und streicheln die Tiere über die Borsten. Beim traditionellen Festumzug zum 168. Cannstatter Volksfest am Sonntag sind die Schwäbisch-Hällischen unbestritten die größte Attraktion.

 

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Schwäbisch-Hällische wühlen an der Straßenbahnhaltestelle Daimlerplatz in Stuttgart-Bad Cannstatt nach Essbarem

 

Kurze Rückblende: Der Umzug mit 104 Trachten- und Musikgruppen sowie festlich geschmückten Wagen hatte um 11 Uhr begonnen. Die tierischen Stars sollten sich auf Position 50 in den Zug einschleusen. Auf Geheiß von Rudolf Bühler, Vorstand der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, öffneten die Helfer die Klappe des Transporters an der Straßenbahnhaltestelle am Daimlerplatz in Bad Cannstatt. Nach kurzem Zögern setzten sich die Schweine in Bewegung, marschierten die Rampe herunter - und wähnten sich plötzlich im Paradies: Zwischen den Straßenbahnschienen lockte unberührter grüner Rasen. Hohenloher Weideschweine lassen sich da nicht lange bitten: Ruckzuck wühlten die munteren Tiere mit dem Rüssel im Boden und gruben das Grün um.

 

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Immer wieder brandet Applaus auf, wenn die Truppe der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall vorbeizieht

 

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Die Mohrenköpfle sind die Attraktion beim Festumzug zum Cannstatter Volksfest

 

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Auch Getreidebüschel verschmähen die Schweine nicht

 

Für die Organisation des Schweinetriebs ist in diesem Jahr Nadja Leonhard von der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft verantwortlich. Am Samstag, so berichtet die Agraringenieurin, wurden die Tiere von der Weide getrieben und an einen Sammelplatz in Wolpertshausen bei Schwäbisch Hall gebracht. Dort wurden die Mohrenköpfle, wie sie ihrer charakteristischen Färbung wegen genannt werden, erst mal tüchtig gewaschen. Die Nacht verbrachten die Tiere auf sauberem Stroh, schließlich sollten die Schwäbisch-Hällischen in der Landeshauptstadt eine gute Figur machen.

 

Nadja Leonhard und ihre Kollegen haben alle Hände voll zu tun, die neugierigen Tiere in den engen Gassen der Cannstatter Altstadt beisammen zu halten. Meist genügt ein kleiner Klaps mit dem Strohbesen, und die Schweine gliedern sich wieder folgsam in den Zug ein. Doch bisweilen sind die Ablenkungen zu verführerisch: Immer wieder büxt eine der rund 100 Kilogramm schweren Sauen aus und sucht blitzschnell das Weite – sehr zur Freude der Zuschauer, die lachend die Bemühungen der Schweinehirten beobachten, die Freigänger wieder einzufangen.

 

Immer wieder brandet Applaus auf, wenn die Schwäbisch Haller mit den Schweinen, dem Pferdegespann mit dem Garbenwagen, der historischen Chaise und dem von Ochsen gezogenen Erntewagen auftauchen. Die entlang der rund vier Kilometer langen Strecke postierten Sprecher erzählen die Geschichte der als ausgestorbenen gegoltenen Landrasse. König Wilhelm I. von Württemberg hatte um das Jahr 1820 chinesische Maskenschweine importieren lassen, um der Schweinzucht in seinem Land Auftrieb zu geben. Das Ergebnis waren die Sattelschweinrassen, zu denen auch die Schwäbisch-Hällischen zählen.

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Nach einer rund vier Kilometer langen Strecke treffen die 43 Schwäbisch-Hällischen auf dem Festplatz ein

 

Nach rund eineinhalb Stunden trifft die Truppe am Cannstatter Wasen ein. Was ihre hoch gezüchteten Verwandten nicht gepackt hätten, war für die Mohrenköpfle kein Problem: Alle Tiere haben die rund vier Kilometer lange Strecke problemlos gemeistert. Jetzt gibt es erst mal viel frisches Wasser und eine kleine Pause im Schatten. Anschließend werden die Tiere wieder in den Transporter verladen. Dann geht es zurück nach Schwäbisch Hall. Im nächsten Jahr, verspricht Rudolf Bühler, sind die Schwäbisch-Hällischen wieder mit von der Partie, wenn es heißt: Auf zum Festumzug zum 169. Cannstatter Volksfest!

 

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Bitte recht freundlich: Abschlussfoto an der Fruchtsäule auf dem Cannstatter Wasen


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