Die Umsteiger


Seit mehr als 25 Jahren bewirtschaften Klaus und Evi Herwarth den Aussiedlerhof der Familie bei Nassau (Main-Tauber-Kreis). Jetzt wagen sie einen Neuanfang: Sie haben sich der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) angeschlossen und stellen ihren Betrieb auf Schwäbisch-Hällische Schweine um.

 

Evi Herwarth kann sich noch gut an den Moment erinnern, als sie beschlossen hat, dass es auf dem Hof so nicht mehr weitergeht: „33 Euro für ein Ferkel, da bin ich richtig zornig geworden.“ An ihren Mann gewandt fügt die quirlige 47-Jährige hinzu: „Du hast zur gleichen Zeit die BESH-Anzeige gelesen.“ Der 51-Jährige lacht ihr liebevoll zu und nickt: „Ja, den Umstieg haben wir unabhängig voneinander beschlossen.“ Die beiden sind sich, so scheint’s, nicht nur in diesem Schritt einig.

 

„Es kommen keine Weißen mehr in den Stall“, bekräftigt Klaus Herwarth. Seit eineinhalb Jahren kaufen sie nur noch Schwäbisch-Hällische Muttersauen zu und mästen die Ferkel, die im Erzeugerschlachthof Schwäbisch Hall geschlachtet werden. 1,93 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht bekommen die Herwarths dafür ausbezahlt – vorher waren es 1,48 Euro. „Dafür müssen wir natürlich auch mehr investieren“, sagt der Bauer: Ein größeres Platzangebot für die Tiere, Einstreu und gentechnisch unverändertes Futter sind die wichtigsten Anforderungen. Wintergerste, Weizen, Triticale, Ackerbohnen, Mais und Zuckerrüben bauen sie auf 83 Hektar an.

 

„Die Bäuerlichen sind klein strukturiert, das passt zu uns“, sagt Klaus Herwarth, und sie fügt hinzu: „Wir wollen nicht nur wachsen und wachsen.“ Dennoch musste die Umstellung wohl überlegt sein, denn keines der drei Kinder wird später den Hof übernehmen. „Ein Stall-Neubau kam also nicht infrage“, betont die Bäuerin, „wir wollen doch keine Ruine hinterlassen.“ Mit EU-Fördergeldern haben die Herwarths haben ein ehemaliges Fahrsilo zum Maststall umgebaut. Sie haben klug geplant: Das Stroh lagert auf einer darüber liegenden Rampe und wird zu den Mastschweinen heruntergeworfen. Und mit dem Schlepper wird ausgemistet.

 

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Die Schwäbisch-Hällischen sind freilich nicht nur anders gefärbt, „sie sind auch anders“, haben die Herwarths festgestellt: „Sie sind näher an der Wildsau.“ Manches müsse sich noch einspielen. Beim Rundgang durch den Stall aber beginnen Evi Herwarths Augen plötzlich zu glänzen. „Schau mal, die Sau ferkelt“, zeigt sie in eine Bucht. Eines nach dem anderen sucht, kaum hat es die Welt erblickt, instinktiv die Zitzen der Mutter. 14 Ferkel sind es am Ende, „alle etwa gleich groß“. Mit geübtem Griff holt die Bäuerin ein Kleines heraus. „Das ist noch etwas schwach, das bekommt jetzt erst mal Traubenzucker.“ Die Betreuung der Ferkel ist ihre Aufgabe, für die sie sich mit einem Kurs in Homöopathie fit gemacht hat: „Wenn wir auf Nachhaltigkeit setzen wollen, muss sich auch im Kopf was tun.“

 

Im Grund ist die Entscheidung der Bauersfamilie, auf die Schwäbisch-Hällischen zu setzen, eine Rückkehr zu den Wurzeln: Seniorchef Adolf Herwarth, 82, war bei der Gründungsversammlung der Züchtervereinigung Schwäbisch-Hällisches Schwein im Januar 1986 dabei. Sie gilt als die Wiedergeburt der alten Landrasse.


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