Landwirtschaft ohne Gentechnik (2): Selbst ist der Bauer


Manfred Gebert ist Bio-Landwirt im Hohenlohekreis. Für seine Schwäbisch-Hällischen Zuchtsauen baut er in diesem Jahr erstmals Soja auf einem Acker an. Der Schrot der Pflanze ist ein wichtiger Eiweißlieferant im Futter der Schweine.

 

Sechs Hektar hat der Bio-Bauer am 6. Mai mit Soja eingesät. Den Acker hat er gepachtet, in ein paar Jahren soll er Baugebiet werden, erzählt Gebert. Seinen „entschiedenen Widerstand“ hat er bereits angekündigt, nur gegen einen anderen Acker im Tausch will er dem zustimmen. Mit diesem Problem kämpfen alle Bauern in Deutschland: Immer mehr Flächen werden zu Bauland umgewidmet.

 

Gebert lässt einen prüfenden Blick über den Acker schweifen. „Sieht gut aus“, meint er, will sagen: wenig Unkraut. Die Disteln hat er einige Tage zuvor in Handarbeit herausgezogen, Furche für Furche. Jetzt muss es aber endlich regnen. „Soja ist sehr wetterabhängig“, weiß er, „der Ertrag schwankt.“ Doch das Risiko will er in diesem Jahr in Kauf nehmen: „Ich will mein Futter komplett selbst erzeugen.“ Gentechnisch unverändertes Soja ist teuer, gentechnisch unverändertes und biologisches Soja ist kaum zu bekommen beziehungsweise zu bezahlen. 40 Euro kostet ein Doppelzentner (100 Kilogramm) konventionelles Soja, biologisch erzeugtes das 2,5-fache: rund 100 Euro pro Doppelzentner.

 

Noch sind die zartgrünen Pflänzchen erst etwa 15 Zentimeter hoch, je nach Witterung können sie bis zu einen Meter in die Höhe gehen. 15 bis 20 Tonnen Sojabohnen hofft Gebert im September zu ernten. Zusammen mit Ackerbohnen, die er seit längerem anpflanzt – „die sind unempfindlicher und können Frost besser ab“ -, wäre damit der Bedarf seiner Schweine an Eiweißfutter gedeckt. Die Pflanzen wird er zunächst dreschen und putzen, dann lagern, bis ein Lohnunternehmen vor Ort die Bohnen verarbeitet. Beim so genannten Toasten wird zunächst das Sojaöl gewonnen, anschließend das Sojaschrot getrocknet und vermahlen.

 

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Wie Gebert entscheiden sich trotz schwankender Erträge immer mehr Landwirte hierzulande für Soja. Die Anbaufläche in Deutschland hat sich in den Jahren 2013 bis 2016 mehr als verdoppelt: von 7500 auf 16 000 Hektar. Das meldet das Netzwerk Deutscher Soja Förderring. Weltweit hat sich der Anbau meist gentechnisch veränderter Sojapflanzen für die Fleischindustrie allerdings fast verzehnfacht: Er stieg WWF-Angaben zufolge von 24 Millionen Tonnen (1960) auf 230 Millionen Tonnen (2009).

 

Mit dieser Art Landwirtschaft hat Manfred Gebert nichts am Hut. Der überzeugte Bio-Bauer setzt auf eine gesunde Fruchtfolge auf seinen Feldern, nach Soja und Ackerbohnen wird er auf den Äckern Weizen und Wintergerste anbauen. Eben genau so viel, wie er für seine Tiere benötigt. Zum Abschied führt er uns in den Stall zu einer Bucht, in der eine Schwäbisch-Hällische Sau mit ihren Ferkeln im Stroh liegt. Gebert lächelt zufrieden: „Heute Morgen hat sie geworfen!“


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