Das Thermometer klettert und klettert. Die Menschen stöhnen und schwitzen: Was für eine Sau-Hitze! Aber was machen Schweine eigentlich bei 30 Grad Celsius plus x? Nadja Leonhard, Agraringenieurin bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, kennt sich aus.

 

Das Schwein hat kaum Schweißdrüsen und kann daher (fast) nicht schwitzen. Doch das Tier hat eine
wirksame Verhaltensweise gegen die Hitze entwickelt, die der kühlenden Dusche des Menschen überlegen ist: Es suhlt sich. Dabei senkt es die Körpertemperatur um bis zu 2 Grad Celsius ab – und der Effekt hält länger an als beim Duschen, weil die Schlammschicht kühlt. Außerdem schützt sich das Schwein bei der Suhle gegen stechende Insekten, Ektoparasiten (wie Läuse und Milben) sowie gegen Sonnenbrand.

 

Den können die rosafarbenen Tiere nämlich auch bekommen. Durch die Züchtung vom Wild- zum Hausschwein ist ein großer Teil der schützenden Borsten verloren gegangen, ebenso ein großer Teil der Pigmentierung in der Haut. Beim Wildschwein nämlich regt die UVB-Strahlung die Melaninbildung an – die dunkle Haut dient als Sonnenschutz. Auch hier sind die Schwäbisch-Hällischen gegenüber ihren Verwandten klar im Vorteil: Die Schweine der alten Landrasse können nur auf den weißen Hautstellen, also am Sattel, einen Sonnenbrand bekommen. Deshalb sollten die Tiere wie die Menschen auch langsam an die Sonne gewöhnt werden.

 

Ausgewachsene Sauen haben eine Körpertemperatur von etwa 38,5 Grad Celsius. Die Atemfrequenz liegt bei etwa 20 Atemzügen pro Minute, die normale Herzschlagfrequenz bei 70 bis 80 Schlägen pro Minute. Am wohlsten fühlt sich eine Schwäbisch-Hällische Sau übrigens bei Außentemperaturen zwischen 12 und 16 Grad sowie bei 60 bis 80 Prozent relativer Luftfeuchte. Wird es wie jetzt 25 Grad Celsius warm oder gar heißer, regulieren die Tiere ihren Wärmehaushalt außerdem durch die Regulation der Wärmeerzeugung – sie scheiden Kot, Harn und Atemluft aus. Sprich: Sie hecheln. Das bedeutet Stress, sie fressen weniger. Im schlimmsten Fall kann der Hitzestress der Sau dazu führen, dass sie zu wenig Milch für die Ferkel produziert und diese nicht ausreichend versorgt sind. Liegt die Umgebungstemperatur über 35 Grad Celsius, kann das Schwein sogar einen Hitzeschlag bekommen. Dank ihrer Stabilität gegen Stress sind Schwäbisch-Hällische Landschweine gegen diesen Schock jedoch praktisch gefeit.

 

An diesen Tagen gilt also für Mensch wie Schwein: Schatten suchen – und ausreichend trinken beziehungsweise saufen. Dann überstehen alle die Sau-Hitze am besten!