Serie (5): Ein Schweineleben


Wie verläuft eigentlich ein Schweineleben? Nur wenn Skandale in der industriellen Schweinhaltung die Verbraucher aufrütteln, fragt der eine oder die andere nach. Ansonsten machen sich darüber die wenigsten Gedanken.

 

Werden (Haus-)Schweine nicht geschlachtet, beträgt ihre Lebenserwartung zehn bis 15 Jahre. Da Schweine bekanntlich zu den Nutztieren zählen, erreicht kaum ein Tier dieses Alter. Die Mastschweine für Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch g.g.A. (geschützte geografische Angabe) werden geschlachtet, wenn sie zwischen acht und zehn Monate alt und zwischen 110 bis 150 Kilogramm schwer sind.

 

Zuchtschweine hingegen können dem natürlichen Alter recht nahe kommen. Die derzeit älteste Sau im Stall von Bio-Bauer Manfred Gebert in Löschenhirschbach beispielsweise (Folge 3) ist sieben Jahre alt. Werner Leonhard hält auf seinem Hof in Reichenbach/Nahe (Folge 2) Schwäbisch-Hällische Herdbuchsauen, die älter als acht Jahre sind. Und solange die Tiere gesund sind und Ferkel werfen gibt es keinen Grund, sie zu schlachten.

 

Eine Sau ist mit etwa sechs Monaten geschlechtsreif und kann zweimal pro Jahr werfen. Schwäbisch-Hällische bringen pro Wurf in der Regel zwischen zehn und 14 Ferkel zur Welt. Bei der geschlechtsreifen Sau dauert ein Zyklus 21 Tage. Die Paarungsbereitschaft nennt man Rausche, sie dauert etwa drei Tage. Die Befruchtung erfolgt entweder durch den Eber oder durch abgezapftes Ebersperma, das mithilfe einer Art dünnem Schlauch in die Gebärmutter eingebracht wird.

 

Die Tragzeit dauert etwa 114 Tage oder – so die  Eselsbrücke – drei Monate, drei Wochen, drei Tage. Einige Tage vor der Geburt sondert sich die Sau von der Gruppe ab, im Stall wird sie separat in einer Abferkelbucht untergebracht. Das Nestbauverhalten der Sau ist ein angeborener Instinkt, daher muss geeignetes Material wie langes Stroh zur Verfügung stehen.

 

b2ap3_thumbnail_blog_ggA_folge104_qualitaet2.jpg 

 

Nach der Geburt, die in der Regel ohne Probleme verläuft, müssen die Ferkel innerhalb der ersten Stunden die sogenannte Biest- oder Kolostralmilch der Mutter bekommen, die sie mit wichtigen Abwehrstoffen versorgt. Ebenso wichtig ist Wärme – neugeborene Ferkel benötigen eine Umgebungstemperatur von etwa 33 Grad Celsius. Daher werden Infrarotlampen über dem Ferkelnest befestigt, in das sich die Kleinen zurückziehen können. Damit die Sau beim Abliegen nicht versehentlich Ferkel erdrückt, hat Manfred Gebert zum Beispiel an den Wänden der Boxen schräge Gitter angebracht, hinter die ein Ferkel im Notfall schlüpfen kann.

 

Nach sechs Wochen werden die mittlerweile etwa elf Kilogramm schweren Ferkel von der Sau getrennt und kommen in den „Kindergarten“. Auf dem Biohof von Manfred Gebert beispielsweise werden sie in Gruppen zu 30 bis 40 Tieren zwölf Wochen alt, ehe er sie an Biomäster verkauft. Die Sau kommt etwa vier bis sieben Tage nach dem Abferkeln bereits wieder in die Rausche und kann erneut gedeckt werden. Es gibt keine andere Tierart vergleichbarer Größe, die sich so schnell vermehrt.

 

 


Zuletzt bearbeitet am
Bewerte diesen Beitrag:

Kommentare



  • Susanne Worf am Freitag, 13 Februar 2015

    Ist der Biomäster auch ein Mitglied der Erzeugergemeinschaft?


  • Besh am Freitag, 13 Februar 2015

    Die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall vermarktet nur Ware von Mitgliedsbetrieben. Daher sind alle Biomäster, die ihr Fleisch an die Erzeugergemeinschaft liefern, auch Mitglied.