Alle sprechen vom Tierwohl. Ein großer Discounter kündigt eine Vier-Stufen-Kennzeichnung beim Fleisch an, um die Haltungsbedingungen der Tiere transparent zu machen. Und die Groko will eine „Vorreiterrolle beim Tierwohl“ übernehmen. Was ist damit eigentlich gemeint?

 

Bis vier können alle zählen. Daher hat das – gesetzlich vorgeschriebene – Stufenmodell bei Eiern gut funktioniert. Konsumenten können zwischen Käfig- (Stufe 4), Boden- (Stufe 3), Freilandhaltung (Stufe 2) und Bio-Eiern (Stufe 1) wählen. Das Votum der Verbraucher ist eindeutig. Die Käfighaltung ist laut „Süddeutscher Zeitung“ von 38 Prozent im Jahr 2009 auf 10 Prozent im Jahr 2016 zurückgegangen. Warum, so fragen viele, das Modell nicht auch auf die Kennzeichnung von Fleisch übertragen?

 

Ein großer Discounter ist kürzlich mit einem „Haltungskompass“ vorgeprescht. Er will alle Frischfleischarten – Schwein, Rind, Pute, Hähnchen – nach einem Vierstufenmodell kennzeichnen. Käufer könnten aufgrund dieser Informationen direkt mit dem Geldbeutel entscheiden, wie viel ihnen ein Mehr an Tierschutz beim Fleischkauf Wert ist.

 

Die Politik hat bisher verbindliche Richtlinien in der Tierhaltung gescheut und auf freiwillige Lösungen gesetzt. Die 2015 gestartete „Initiative Tierwohl“ ist ein Bündnis der Land- und Fleischwirtschaft sowie des Lebensmitteleinzelhandels: „Landwirte, die freiwillig bestimmte Maßnahmen umsetzen, erhalten unabhängig vom Marktpreis ein Tierwohlentgelt.

 

Finanziert wird die Initiative durch die teilnehmenden Einzelhandelsketten. Sie zahlen für jedes verkaufte Kilo Fleisch- und Wurstware von Schwein, Hähnchen und Pute 6,25 Cent auf ein Tierwohl-Konto ein.“ (www.initiative-tierwohl.de)

 

Die Bilanz: Von 24 400 Schweine haltenden Betrieben in Deutschland (Stand November 2016) waren im Dezember 2017 den Angaben zufolge 4132 Betriebe Teil der Initiative Tierwohl – knapp 17 Prozent. Zudem gehen die Haltungsbedingungen kaum über die gesetzlichen Vorschriften hinaus. Kritikern fehlt es vor allem an Transparenz, denn Verbraucher haben keine Gewähr, dass ihr Fleisch tatsächlich aus einem Betrieb der Initiative stammt.

 

Das soll sich nun ändern. „Die Erkennbarkeit von tierischen Lebensmitteln, die über die gesetzlichen Vorgaben der Haltung hinausgehen, wollen wir verlässlich, einfach und verbraucherfreundlich gestalten“, ist im Entwurf des Koalitionspapiers von CDU/CSU und SPD zu lesen: „Dazu brauchen wir den mehrstufigen Aufbau einer staatlichen Kennzeichnung anhand verbindlicher Kriterien für Fleisch aus besserer Tierhaltung (Tierwohllabel) und schaffen dafür bis zur Mitte der Legislaturperiode die rechtlichen und organisatorischen Voraussetzungen. Der Mehraufwand soll honoriert werden.“

 

Schwäbisch-Hällische Schweine haben mehr Platz und Auslauf, Stroh, gentechnisch unverändertes und regionales Futter. Der Mehraufwand fürs Tierwohl wird den Hohenloher Bauern honoriert mit einem garantierten Preis, der rund 30 Prozent über dem Marktpreis liegt.

 

In den Erzeugerrichtlinien (haellisch.de/Erzeugerrichtlinien_ggA.pdf) sind die Standards für Schwäbisch-Hällisches Qualitätsschweinefleisch festgeschrieben, das das EU-Siegel geschützte geografische Angabe trägt – erkennbar am blaugelben Zeichen.