Wenn der Bauer ausfällt


Ein Alptraum für jeden Landwirt: Er hat einen Unfall und kann seine Tiere nicht selbst versorgen. Im Ernstfall springt dann ein Betriebshelfer ein, der sich darum kümmert, dass gemolken, gefüttert, gemistet wird und es auf dem Hof in geordneten Bahnen weitergeht.

 

Dietmar Lober ist der Unfall am 9. Februar passiert, er erinnert sich genau: „Es war um punkt 13.25 Uhr.“ Beim Holzmachen hat der Bio-Bauer aus Rückertsbronn bei Braunsbach einen komplizierten Bruch an Oberschenkel und Knie erlitten. Zum Glück hatte ihn Vater Werner Lober begleitet und konnte schnell Hilfe holen. Der 49-Jährige wurde medizinisch notfallversorgt und später operiert. Kopfzerbrechen machten dem Landwirt am Tag des Unfalls neben der eigenen Gesundheit aber vor allem die rund 70 Muttersauen in seinem Stall, die vier Stunden später auf ihr Fressen warten würden.

 

Hilfe bringt in so einem Fall der Anruf beim Maschinenring. Der bäuerliche Verein vermittelt nicht nur landwirtschaftliche Maschinen, wie der Name vermuten lässt. Susanne Roth vom Maschinenring Schwäbisch Hall hat auch zwölf Betriebshelfer im Einsatz und konnte im Fall von Dietmar Lober schnell helfen. Ralf Lehmann, Landwirt aus Herlebach, betreut jetzt an fünf Tagen die Woche die Schwäbisch-Hällischen Schweine. An den Wochenenden erledigt Vater Lober die Arbeit - im Notfall muss die Familie eben zusammenhalten.

 

Wie viele Stunden der Betriebshelfer auf dem Hof eingesetzt werden darf, entscheidet, wer ihn bezahlt: die Landwirtschaftliche Sozialversicherung, in der auch Dietmar Lober pflichtversichert ist. Nach dem Gespräch mit dem Landwirt schlägt Susanne Roth der Kasse eine Stundenzahl vor, die sie auch begründen muss. Der Lobersche Hof etwa ist ein Bio-Betrieb und gehorcht anderen Gesetzen als ein konventionell bewirtschafteter. 30 Stunden pro Woche, sechs pro Tag wurden bewilligt.

 

In dieser Zeit versorgt Ralf Lehmann vor allem die Loberschen Tiere. Hatten die Sauen Schwierigkeiten mit der Umstellung? „Weniger“, sagt Dietmar Lober und lacht: „Hauptsache, die haben ihr Fressen.“ Kühe, sagt Lehmann, sind da sensibler. Er habe sich übrigens schnell eingearbeitet. Und Lober ergänzt: „Aufwendige Technik ist bei uns ohnehin nicht das Problem.“ Jetzt, im Frühjahr, steht freilich auch die Saat an. In der vergangenen Woche hat Betriebshelfer Lehmann etwa Ackerbohnen und Hafer gesät. Die Sojabohnen haben noch ein bisschen Zeit, sagt Lober – und plötzlich sind Bio-Bauer Lober und der konventionelle Bauer Lehmann mitten drin in einer ackerbaulichen Diskussion über Sinn und Unsinn von Maisanbau.

 

Die beiden Männer, die übrigens gemeinsam die Berufsschule besucht haben, verstehen sich gut. „Ich muss ihm zugestehen, dass er es so macht, wie er es gewohnt ist“, sagt der Bio-Bauer. „Ich muss mich an das Geschäft gewöhnen und an die Leute“, sagt Lehmann und fügt mit knitzem Lachen hinzu: „aber die auch an mich.“ Noch einige Wochen wird der Betriebshelfer bei Lobers bleiben und die Tiere versorgen. In ein paar Tagen kommen noch einige Ferkel hinzu: Benita, Lobers Schwäbisch-Hällische Zuchtsaum, ist nämlich hoch trächtig.


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