Bauer aus Leidenschaft


Er besitzt gerade mal einen knapper Hektar Wiese und züchtet mit nur zwei Schwäbisch-Hällischen Sauen: Klaus Dechent aus Wolpertshausen ist in mancherlei Hinsicht kein gewöhnliches Mitglied der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall.

 

Carsten und Jakob Krüger, Filmemacher aus Berlin, drehen für die Serie „Hohenloher Bauern haben Zukunft“ Filmporträts unserer Bauern. Schnell ist den beiden klar, dass hier alles etwas anders läuft als bei Dechents Kollegen. „Ich lebe nicht von meinen Schweinen, meine Schweine leben von mir“, sagt der gelernte Mechanikermeister, der sich „Bauer aus Leidenschaft“ nennt. Neben den Schwäbisch-Hällischen zählen Schafe, Hühner und ein schöner scheuer Kater zum Dechentschen Hausstand.

 

Aufs Hällische Schwein gekommen ist der heute 62-Jährige bereits 1988. Zwei Jahre nach Gründung der Züchtergemeinschaft ist Dechent Mitglied geworden – als „Tierhalter und aus Liebe zu den Tieren“, wie er betont. Freilich auch mit dem Ziel, die Tiere zu schlachten. Denn Schweine, die nicht für die Zucht geeignet sind, werden gemästet und verspeist. Über die guten Eigenschaften der alten Landrasse gerät er richtig ins Schwärmen: „Sie sind ruhig und zutraulich, und ihr Fleisch ist von ausgezeichnetem Geschmack und besonderer Konsistenz.“

 

Dazu trägt auch die gute Fütterung bei. Jetzt noch, spät im Herbst, schneidet er mit der Sense auf der Wiese hinterm Haus das letzte frische Gras für Schweine und Schafe, die sich die Vitamine gerne schmecken lassen. Manchmal gibt’s als Leckerbissen Äpfel oder Trester, wenn gemostet wurde. „Das Futtergetreide muss ich leider von meinen Kollegen zukaufen“, sagt Dechent, dann krault er Sau Emma – alle Sauen heißen bei ihm Emma, alle Eber Hannes – mit Hingabe den Rücken. Das hoch trächtige Schwein lässt sich die Zuwendung offensichtlich gerne gefallen und grunzt zufrieden. „Wenn sie in einigen Tagen ferkelt, hocke ich natürlich dabei.“ Zuletzt kontrolliert Dechent noch kurz die wärmende Lampe über der Ferkelbox. Im Stall ist alles für den Nachwuchs bereit.

 

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Was motiviert ihn? „Die Verbundenheit zur Natur, zu den Tieren und zu den Bauern“, sagt er. Und dass Landwirte derzeit eigentlich zu bedauern sind. „Der Bauer heute sitzt vor allem im Büro und füllt Formulare und Anträge aus“, schimpft er, „dabei sollte er doch für die Landwirtschaft Zeit haben.“ Dechent weiß freilich auch, dass seine Art der Tierhaltung die Ausnahme ist. Die ist ihm die Arbeit wert, die er mit den Emmas und Liesels (so heißen die Schafe) hat. Der Bauer lacht verschmitzt: „Meine Tiere kennen mich, wenn ich komme, und freuen sich.“ Dann schnalzt er mit der Zunge, ruft lockend - und schon schauen die Liesels, die eben noch friedlich gegrast haben, neugierig um die Ecke.


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